4. Segeberger Symposium „Medizin trifft Kunst“
21. September – 23. September 2018 in Bad Segeberg

Die Macht der inneren Bilder

Die Wahl des Titels bringt es auf den Punkt: Bilder sind mächtig. Vielleicht insbesondere dann, wenn man-frau sich nicht dessen bewusst ist, dass es überhaupt innere Bilder gibt und welche Wirkkraft sie haben. Denn: Welche Bilder pflegen wir mit uns selbst und im Umgang mit Menschen, deren Erscheinungsbild dem definierten klinischen Bild einer Parkinsonerkrankung gleichkommt?

Das Miteinander von „Parkinsonpatienten“, scheinbar „Gesunden“ „Mehrfachbehinderten“ und „Mehrfachnormalen“ in einem ansprechenden Symposium-Programm aus Fachvorträgen, Workshops, künstlerischen Darbietungen und freier Begegnungszeit hat wieder einmal in Bad Segeberg einen wertvollen Erfahrungsraum und wichtige Bewusstseinsarbeit geleistet.

Auf der einen Seite wurde deutlich, wie sehr wir in Bildern verhaftet sind, die sich bereits in ersten Sprachwendungen wie „der Patient leidet an einer Erkrankung“ zeigen. Auf der anderen Seite wurde spürbar, wie stark wir innere Bilder als positive Kräfte in uns nutzen können.

So wie es uns Frederik die Maus, in dem berühmten Kinderbuch von Leo Linnie vorlebt: gute Erfahrrungen tief in uns aufzunehmen zu können, zu bewahren und in Notzeiten als innere Kraftquelle für uns und andere lebendig werden zu lassen.

Motivation und Sport und die innere Bewegung“ so der Vortragstitel von Frau Dr. Schwed, Sportwissenschaftlerin und Gründerin der „Neurowerkstatt“. Neben der wissenschaftlichen Begründung, wie und warum Sport die geeignete Methode ist, um den Krankheitsverlauf auszubremsen, bewegte Frau Schwed den Saal durch „sitzendes Rennen mit den Armen“ zu den Proclaimers Song „I’m gonna be„.

Motivationspsychologisch ist es letztlich eine Frage der inneren Haltung und der Arbeit mit verschiedenen Phasen der Absichtsbildung, Handlungskontrolle und Eigenreflexion, um die Motivation für Sport und Bewegung aufrecht zu erhalten.

Einen Zugang, um die eigene Haltung zum Sport und damit den Zugang zu inneren Bildern zu nutzen ist die WOOP-Methode von Prof. Dr. Oettingen. Wer diesen „Motivationskick“ per Video zu Hause probieren möchte, melde sich bitte bei Mareike Schwed oder  Elke Wünnenberg  info@singende-krankenhaeuser.de

In medizinischen Studien schillern diese Kräfte am deutlichsten bei sogenannten Placebo-Studien durch. Interessant, dass unter bestimmten Kontexten nichts mehr so ist, wie es eigentlich ist: gebeugte Haltungen strecken sich zu aufrechten, ausladenden Theatergesten, gefühlte Schwere wird beim Tanzen zu zweit verbunden mit einem chinesischen Essstäbchen zu Leichtigkeit; bis zur Kurzatmigkeit Erstarrte finden im Singen zu großem Stimmausdruck und Selbstwirksamkeitserleben. Kurzum: Freeze wird zu Flow.

Wenn Kunst die Medizin trifft und umgekehrt, dann wird lebbar, wonach wir uns alle sehnen: mehr zu sein als Erkrankung, Möglichkeiten außerhalb medikamentöser Therapien zu sehen, gefühlte oder tatsächliche Isolation und Ohnmacht zu überwinden und und und…

In den Teilnehmerinnen wie Referenten und Veranstaltern ist die Absicht genährt worden, dies Segeberger Ideen und Erfahrungen ins Gesundheitssystem hineinzutragen. Gemeinsam wurden Pläne für ein Forschungsprojekt und einer Tagung für Studierende zu gestalten….um die Weichen auf eine partizipativen, sinn- und beziehungsstiftenden würdevollen Ganzheitsmedizin im Gesundheitswesen  zu stellen – um diese wunderbare Zeit in einem kraftvollen Zielbild zusammenzufassen.

Mit der Preisverleihung des mit 10.000 Euro dotierten Stiftungspreises der Hilde-Ulrichs-Stiftung für Parkinsonforschung an Elke Wünnenberg, Psychologische Psychotherapeutin, Musikpädagigin und Vorsitzende des Vereins „Singende Krankenhäuser“ ist wieder ein Meilenstein auf der gemeinsamen Reise gesetzt worden. Die Preisträgerin erhält die Auszeichnung in Anerkennung

  • ihres großen Engagements für den Verein Singende Krankenhäuser e.V.,
  • ihres konsequentes Eintreten für künstlerisch aktivierende Verfahren zur Therapie chronischer Krankheiten
  • ihrer wissenschaftlichen Darstellung und methodischen Aufbereitung der Singgruppenarbeit für den Gesundheitsbereich.